KOLUMNE: Von Avocadobroten, Social Media und Individualität

Ich scrolle durch meinen Instagram-Newsfeed. Wie immer auf der Suche nach Inspiration, Ideen und Anregungen. Irgendwann entdecke ich ein Bild, das mir gut gefällt, aber irgendwas stimmt mit diesem Bild nicht. Abgebildet ist ein hübsches junges Mädchen auf der Brooklyn Bridge in New York. Sie strahlt über das ganze Gesicht, trägt ein modisches Outfit. Nichts ist an dem Bild hässlich oder merkwürdig. Was stimmt dann nicht? Nach wenigen Minuten fällt es mir auf. Fast das gleiche Bild habe ich schon hunderte Male in meinem Newsfeed gesehen. Weil irgendwie jede Bloggerin, die in New York ist, dieses eine Foto macht. Nachdenklich scrolle ich weiter. Gibt es auf Social Media überhaupt so etwas wie Indvidualiät? Oder muss man so sein wie alle anderen, um erfolgreich zu sein können? Wie kann ich dazugehören und mich gleichzeitig von den anderen unterscheiden?

Was Avocadobrote damit zu tun haben

Seid mal ehrlich, mögt ihr Avocadobrote? Ich (leider) nicht. Erst kürzlich lernte ich dies erneut. In einem Mittagessen hatte meine Mutter Avocado verarbeitet und das Essen hat mir unglaublich gut geschmeckt. Also muss ich Avocados mögen, oder? Genau wie die anderen auf Blogs und auf Instagram wollte ich ein Avocadobrot essen, bereitete es mir vor, knipste ein paar Fotos davon, weil ich das immer mache und biss schließlich genüsslich in das erste Avocadobrot meines Lebens. Tja, das hätte ich im nächsten Moment am liebsten wieder ausgespuckt. Avocadobrote sehen zwar wunderschön aus (finde ich jedenfalls), aber leider mag ich sie absolut nicht. Habt ihr das auf Instagram schon einmal jemanden sagen hören? Nein, denn es ist mittlerweile fast schon ein ungeschriebenes Gesetz – Avocadobrote muss man mögen. Genauso wie Hundewelpen, Chaneltaschen und Paris. Soll ich euch mal was sagen? Ich bin auch kein sonderlicher Parisfan, obwohl die Stadt echt schöne Ecken hat, ich bin eher so der London-Typ und Chaneltaschen finde ich jetzt auch nicht soo schön wie alle anderen (vorgeben). Manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass man bestimmte Dinge lieben muss, um auf Instagram dazu zugehören. Wo bleibt da die Individualität? Wodurch will man sich selbst definieren, wenn man doch nur das macht, was die anderen auch machen und eigentlich alle Instafeeds gleich aussehen?

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Führt nicht Anpassung automatisch zu Individualität?

Anpassung spielt natürlich nicht nur in Social Media eine Rolle. Irgendwie passen wir uns doch alle an, wollen so sein wie alle anderen. Besonders in meiner frühen Jugend, so mit 12/13 wollte ich immer so sein wie alle anderen. Die gleichen Klamotten, das gleiche Handy, die gleiche Frisur. Man will mit 13 nun einmal meistens so sein, wie man nicht ist. Man eifert einem Ideal nach. Das kanne ene spezifische Person sein, aber manchmal ist es auch einfach nur die Masse, aus der man auf keinen Fall herausragen möchte. Mit der Zeit machte ich jedoch die Erfahrung, dass ich mich jedes mal, wenn ich versuchte wie alle anderen zu sein,  nur noch mehr von ihnen unterschied. Es kostete mich einiges an Zeit, Tränen und Selbstvertrauen, bis ich mir endlich eingestehen konnte, dass ich gut bin wie ich bin. Dass ich nicht so sein muss wie die anderen. Dass es alle anderen schon gibt und ich deswegen ich selbst sein muss. Dass ich das auch in jeder Minute, jeder Sekunde meines Lebens vertreten muss, daran arbeite ich noch.
Ich bin jetzt nicht super Alternativ, bin in gewisser Hinsicht bestimmt auch „mainstream“, aber ich weiß jetzt, dass ich nicht irgendjemandem nacheifern muss. Ich lasse mich inspirieren, aber ich kopiere nicht.

Was das für Social Media bedeutet

Genau das kann man wunderbar auf Social Media beziehen. Es ist ja absolut nichts verwerfliches an Avocadobroten und Brooklyn Bridge Fotos. Wenn ich irgendwann einmal in New York bin, werde ich sicherlich auch so ein Foto machen, aber man sollte sich nicht verbiegen, nur um reinzupassen. Um Erfolg zu haben. Ich werde nicht vorgeben, Avocadobrote zu mögen, denn das stimmt einfach nicht und ich wünsche mir, dass Social Media ein bisschen offener für Alternativen ist.
Wie immer im Leben, kommt es auch hier darauf an, seine Stimme zu finden. Ein Gleichgewicht zu finden. Die richtige Mischung zwischen Anpassung und Individualität.  Für mich bedeutet das, dass es okay ist, keine Avocadobrote zu mögen und sein eigenes Ding durchziehen zu können, ohne dabei unterzugehen. Es bedeutet, sich inspirieren zu lassen, aber seine Kreativität dabei niemals zu verlieren. Sich ausprobieren.

Immer und überall wird gepredigt, man solle so sein wie man ist. Dann lasst uns das auch auf Instagram und Co. sein.

Off topic: Ab jetzt Kolumnistin?

Wer mich länger verfolgt weiß, dass ich früher auch immer gerne einfach nur Texte mit meinen Gedanken und Gefühlen zu einem bestimmten Thema verfasst und dann hier veröffentlicht habe. Dies habe ich lange nicht mehr gemacht, möchte ich nun aber wieder aufgreifen. Beiträge, die mit „Kolumne“ gekennzeichnet sind, beinhalten von nun an meine Gedanken, Meinungen und Gefühle zu Themen, die mich, euch und die Gesellschaft beschäftigen. Wenn ihr Themenideen habt, gerne her damit!

Was denkt ihr über das Thema?

xoxo Lila

7 Replies to “KOLUMNE: Von Avocadobroten, Social Media und Individualität

  1. Hallo:)
    Ich kann dir absolut zustimmen. Mir geht es oft genauso. Ich rolle durch meinen Feed und habe manchmal das Gefühl mich anpassen zu müssen, reinpassen zu wollen. Habe das Gefühl irgendetwas ‚falsch‘ zu machen, weil ich -wie du- keine Avocado mag, Paris nicht so mein Favorit ist, ich Pärchenbilder nicht goals finde. Ich muss mich dann selbst daran erinnern, dass ich -wenn ich mich so verstelle bzw. verbiege- mich selbst, meine Individualität verliere.
    Ich finde es allgemein schwer, für mich diesen Grat zwischen ‚Instagram kann mir gestohlen bleiben/ hat zu viel Macht über mich‘ und ‚Instagram macht Spaß und ist ein soziales Netzwerk was ich gerne aber nicht zu viel nutze‘ zu finden.

    Liebe Grüße Anna

    1. Liebe Anna,
      danke für deine Meinung! Den Konflikt, den du ansprichst, kenne ich nur zu gut und es ist wirklich schwer, da ein Gleichgewicht zu finden. Freut mich auch, jemanden gefundn zu haben, der Avocado ebenfalls nicht vergöttert ;)
      Liebe Grüße
      Lila

  2. Ich sehe das ganz genau wie du! Ich versuche mit meinem Account auch gegen den ganzen Fake was auf Instagram herumläuft entgegenzukommen. Das schlimmste finde ich, dass es einfach so viele junge Mädels da draussen gibt, die denken das wäre der Maßstab, die Realität…
    Und ich muss (leider) sagen, dass ich Avocado liebe! ❤ haha

    Alles liebe
    Laura

    1. Liebe Laura,
      ja, leider gibt es viele junge Mädchen, die diesen Idealen hinterher laufen, wirklich traurig! Freut mich, dass du da der gleichen Meinung bist, wie ich. Avocado zu lieben ist ja absolut nichts schlimmes :)
      Liebe Grüße
      Lila

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