KOLUMNE: und plötzlich war ich Studentin

*Werbung, da Marken sichtbar / Wenn man bedenkt, dass ich vor einem Jahr noch nicht einmal wirklich wusste, was genau ich studieren soll, bzw. welchen der beiden Studiengänge, die mich interessierten, ich wählen soll, fühlt es sich seltsam an jetzt einen Blogpost zu schreiben, in dem ich meine ersten Wochen an der Uni zusammenfasse. Als letzten Stand der Dinge habe ich meine Bewerbungsphase und den Weg zu Einschreibung mich euch geteilt. Davor ging es hauptsächlich ums Abitur. Da ich aber mittlerweile das Gefühl habe, das Abitur sei schon ewig her (dabei habe ich mein Zeugnis gerade einmal vor knapp einem halben Jahr bekommen), wurde es langsam seit, eine Kolumne über die Uni zu schreiben. Über den Moment, an dem ich plötzlich Studentin war.

Vom Irrglaube, erwachsen zu sein

Wenn man Abitur macht, fühlt man sich plötzlich unheimlich erwachsen. Der Abschluss der Schule symbolisiert nicht weniger den Übergang ins Leben der Erwachsenen als das Bestehen der Führerscheinprüfung oder der 18. Geburtstag. Man war die großen an der Schule. Da war niemand über einem, nur noch die Lehrer. Die unteren Stufen sahen zu einem auf, das sind die 12er, die sind schon so erwachsen! Man fängt an, das zu glauben. Am Anfang der 12 habe ich mich nicht ganz so erwachsen gefühlt, doch mit der Zeit, bin ich da einfach so hineingerutscht. Ich machte meinen Führerschein, wurde 18, begann einen Aushilfsjob, schrieb meine Abiturprüfungen, ging zur Blutspende, führte Telefonate mit der Versicherung, flog das erste mal ohne Eltern in den Urlaub, kümmerte mich eigenständig um meine Finanzen. Kurzum: ich tat im letzten halben Jahr lauter Erwachsenensachen. Und während es sich langsam nicht mehr so unwirklich und unheimlich anfühlte, wie noch zu Beginn, hatte ich langsam wirklich das Gefühl, erwachsen zu sein. Tja, Irrglaube.

Wie ein Fünftklässler

Erinnert ihr euch noch an euren ersten Tag an der weiterführenden Schule? Von diesem berauschenden Gefühl vorher die Ältesten an der Schule gewesen zu sein, stürzt man ab in die Unsicherheiten der Jüngsten. Vorher war man groß und stark, jetzt ist man klein und unsicher. Genauso fühlt es sich an, ein Studium zu beginnen. Man ist ganz unten. Die anderen, selbst die, die nur drei Semester weiter sind, sind groß und erwachsen und man selbst ist klein und kindlich. Dass die großen vermutlich auch gar nicht so sicher sind, wie man denkt, blendet man geschickt aus. Ja, so fühlt es sich an. Also bei mir jedenfalls. Bei der Erstsemsterbegrüßung war noch alles gut, aber danach, als ich plötzlich mit meinem Erstibeutel in der großen Uni stand, fühlte ich mich wieder wie an meinem ersten Tag am Gymnasium – klein und verletzlich.

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Freunde findet man schnell

Was wirklich kein Problem ist, ist das Knüpfen von Kontakten. Zwei sehr gute Freundinnen von mir haben gleichzeitig mit mir das Studium begonnen und wir haben auch tatsächlich Veranstaltungen zusammen. Ein weiteres Mädchen kannte ich bereits von einer Einführungsveranstaltung und die anderen? Tja, man kommt eben so ins Gespräch. Davor, keinen Anschluss zu finden, muss man wirklich keine Angst haben. Das kommt ganz automatisch, vorausgesetzt man setzt sich nicht in allen Veranstaltungen irgendwo ganz weit weg von den anderen und verschließt sich völlig vor der Außenwelt.  Ich jedenfalls habe schon fleißig Leute kennengelernt und das sind wirklich alles sehr liebe Menschen. Ihr müsst es auch einmal so sehen, die anderen sind eigentlich genauso unsicher wie ihr auch ;).

Alles eine Frage der Gewöhnung

Woran man sich allerdings echt erst einmal gewöhnen muss, und wo ich anfangs eher langsam aber dann immer schneller Fortschritte gemacht habe, ist der tatsächliche Lernstoff. Seit dem Abitur und dem damit verbundenen Lernen ist ein halbes Jahr vergangen und man glaubt nicht, wie schnell man aus seiner Routine diesbezüglich fällt. Das erste Lesen eines wissenschaftlichen Textes seit dem Abitur war seltsam. Ich habe ewig gebraucht. Nicht, weil der Text so schwer war, sondern einfach weil ich es absolut nicht mehr gewöhnt war, einen Text dieser Art zu lesen. Generell ist es nicht so, dass ich die Inhalte meines Studium nicht verstehe und inhaltlich einfach nicht mitkomme, ich eher erst noch für mich herausfinden, wie viel Zeit ich ins Studium investieren soll. Wie ich die ganzen Texte lesen soll, ohne dafür ewig Zeit zu verbrauchen aber gleichzeitig den Inhalt der Texte auch grundlegend erfasse. Wie ich mich auf Referate vorbereiten soll. Wie ich generell Studium, Blog, Arbeit und Privatleben am besten manage und „unter einen Hut“ kriegen soll.

Das warum

Am Anfang kommen dann Gedanken auf wie „Warum studiere ich überhaupt?“, „Wieso mache ich nicht einfach auch ein Jahr Pause?“, „Wieso habe ich mich nicht für eine Ausbildung entschieden?“ (nicht, dass eine Ausbildung nicht anspruchsvoll ist, das ist sie sicherlich). Diese Fragen spukten in den ersten Wochen in meinem Kopf herum und ich musste sie eine nach der anderen für mich beantworten. Mir noch einmal vor Augen führen, warum ich direkt mit einem Studium und warum auch mit diesem angefangen habe und ich kein Auslandsjahr etc. oder eine Ausbildung mache. Das hilft. Und es wird besser. Jeden Tag ein bisschen. Und auch jeden Tag ein bisschen mehr.

Das waren meine Gedanken zu meinen ersten Wochen an der Uni, habt ihr euch ähnlich gefühlt?

xoxo Ruth

8 Replies to “KOLUMNE: und plötzlich war ich Studentin

  1. Hahah, ohja du sprichst mir aus dem Herzen. Genau so habe ich mich gefühlt, als ich meinen Bachelor angefangen habe. Und -surprise- auch als ich meinen Master angefangen habe. Die Fragen ändern sich nicht wirklich :D Irgendwie kommt alles wieder.
    Viel Erfolg in der Uni weiterhin, du packst das sicher super :)
    Liebe Grüße
    Dorie von http://www.thedorie.com

  2. Ein sehr schöner und persönlicher Blogbeitrag! Ich habe mich direkt in meine Anfängliche Uni Zeit zurück versetzt. Alles ist neu und aufregend. Neue Wohnung und Stadt eventuell auch noch.

    Ich wünsche dir eine weiterhin gute Zeit an der Uni!
    Vielleicht hast du ja Lust bei meinem Gewinnspiel mitzumachen. Neue Bilder für die Unizeit und das WG- Zimmer. Schau mal vorbei!

    Liebe Grüße
    Annalena

  3. Ja, ich habe mich ähnlich gefühlt, auch später im Berufsanfang. Inzwischen weiß ich: Das ist die Erklärung, warum ältere Menschen oft sagen, die Jahre vergingen wie im Flug. Es liegt daran, dass sie meist nichts Neues mehr beginnen. Das kann ich deshalb so genau benennen, weil für mich die Zeit nach einem Neuanfang jetzt wieder langsamer vergeht.
    Darum kann ich dir aus vollstem Herzen zurufen: Genieße diese Zeit, in der du so viele Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln wirst! 🌈

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