Privat habe ich schon super lange keinen Klassiker mehr gelesen. Generell habe ich privat noch gar nicht so viele Klassiker gelesen, ich habe nur eine ganze Menge angehäuft, die ich gerne lesen würde. Ich hatte einfach irgendwie keine Lust auf klassische Literatur, bei der man so viel nachdenken muss. Vielleicht war ich ein bisschen getriggert von Goethes “Werther”, den ich in meinem ersten Semester für die Uni lesen musste. Mit der Verfilmung von “Little Women” wurde bei mir allerdings wieder Interesse für Klassiker geweckt. Durch Zufall habe ich dann in der Buchhandlung eine wunderschöne englischsprachige Ausgabe eben dieses Romans gesehen und nach einigem hin und her auch gekauft. Meiner Timothée Chalamet-Phase sei dank wollte ich dann unbedingt das Buch lesen, denn die Verfilmung hatte ich im Kino verpasst und wenn ich die Geschichte kennen lernen wollte, musste ich sie zunächst lesen. Und das habe ich dann auch gemacht. Viel Spaß also mit meiner Rezension zu Louisa May Alcotts “Little Women”.
Infos zum Buch:
Ich verlinke euch jetzt die englischsprachige Ausgabe, die ich auch tatsächlich gelesen habe. Es ist so, dass es kaum deutschsprachige Ausgaben gibt, die nur den ersten Teil enthalten. Ich habe aber tatsächlich nur den ersten Teil gelesen, in den Verfilmungen werden teilweise in einem Film alle Bände vereint. Wenn ihr eine deutschsprachige Ausgabe nur für den ersten Teil sucht, würde ich die Schulbuchausgaben empfehlen.
Titel: Little Women I Autorin: Louisa May Alcott I Genre: Kinder- und Jugendliteratur, Klassiker I Verlag: Alma books I Seiten: 352 (reiner Text jedoch nur 300, der Rest sind Anmerkungen) I Erstveröffentlichung: 30. September 1868 I Preis Deutschland: unterschiedlich, meine Ausgabe kostet in England 5,59£ I ISBN: 978-1-84749-587-7 I Zum Buch
Darum geht’s:
The four March sisters – Meg, Jo, Amy and Beth – live in financial hardship in New England with their mother, while their father has been drafted to fight in the Civil War. The girls embark on a series of adventures and endure a number of unexpected misfortunes – experiences that allow their personalities to emerge: Meg sensible and outgoing, Jo literary and boyish, Beth musical and shy, and Amy artistic and selfish – but the bonds holding together the March family remain unbroken. (Klappentext)
“I like good strong words that mean something”
Louisa May Alcott, Little Women
Handlung:
Wir begleiten die March-Schwestern für ca. ein Jahr. Die Handlung beginnt kurz vor Weihnachten des einen Jahres und endet ca. ein Jahr später ebenfalls kurz vor Weihnachten. Die Schwestern leben mit ihrer Mutter und einem Dienstmädchen namens Hannah in recht einfachen Verhältnissen in einem kleinen Haus in New England. Obwohl sie selbst nicht viel Geld haben, wird schnell deutlich, wie großzügig und gütig die Familie ist. So helfen sie oft einer deutschen Nachbarsfamilie mit vielen Kindern aus. Innerhalb der Geschichten erleben die Schwestern alle ganz unterschiedliche Abenteuer. Sie lernen viel über sich selbst und über ihre Schwestern, schließen Freundschaften und entdecken sogar so etwas wie die erste große Liebe.

“Little Women” hält jetzt nicht den komplexesten Plot oder die spannendste Geschichte parat, dafür ist die Geschichte aber einfach super süß. Sie gewährt einen tiefen Einblick in das Leben junger Mädchen in den 1860er Jahren in den USA und wenn man mal ehrlich ist, so unterschiedlich ist ihr Leben zu unserem heutigen nicht. Klar, es ist nicht exakt das gleiche, aber sie müssen sich doch mit sehr ähnlichen Problemen herumschlagen. Und auch wenn nicht, so ist es dennoch sehr interessant. Was ich an klassischer Literatur (oder eigentlich generell an Literatur) immer sehr spannend finde, ist dass sie ein ganz anderes Bild einer Gesellschaft abgeben können als Geschichtsbücher. Natürlich sind literarische Texte nicht faktenbasiert, aber sie verraten viel über den Alltag der Menschen und über ihre Denkweisen. “Little Women” ist übrigens stark von Alcotts eigenem Engagement in verschiedenen Frauenrechtsbewegungen gezeichnet. Der Roman ist feministisch mit starken Frauenfiguren und das hat mir besonders gut gefallen.
Figuren:
Die March-Schwestern sind zu viert. Die älteste ist Meg, sie ist zu Beginn der Handlung 16 Jahre alt. Meg ist sensibel und mädchenhaft, brav und stets darauf bedacht, das Richtige zu tun. Sie hält sich an Regeln und dadurch, dass sie die Älteste ist, trägt sie die meiste Verantwortung. Meg ist eine klassische Frauenfigur. Sie würde sich eher im Hintergrund halten, als aufzufallen. Sie ist vielleicht die traditionellste der Mädchen, aber dennoch liebenswert.
Jo war meine Lieblingsfigur. Sie träumt davon, Schriftstellerin zu werden und weicht in so ziemlich allem was sie tut von der Norm ab. Sie trägt gerne Hosen und mag auch Aktivitäten, die vielleicht eher für Jungen gedacht. Mit dem Nachbarsjungen Laurie (in der neusten Verfilmung wird er von Timothée Chalamet gespielt) versteht sie sich sehr gut und zwischen den beiden entsteht eine wunderbare Freundschaft. Jo ist definitiv die feministischste Figur in der Geschichte. Sie hinterfragt auch selbst die patriarchalen Strukturen in der amerikanischen Gesellschaft und fragt sich, warum sie nicht einfach das machen kann, was sie möchte. Unabhängig davon, dass sie eine Frau ist. Auf Jo liegt auch der größte Fokus innerhalb der Geschichte.
Über die beiden jüngeren Schwestern, Beth und Amy, erfährt man weniger als über die anderen beiden. Beth und Amy sind durchaus eher verschieden. Beth ist zart und sanft und Amy egoistisch und auch ein bisschen zickig. So muss sie auch das ein oder andere Mal für ihre Zickerein gerade stehen und lernen, dass Rache nie eine gute Idee ist.
Als weitere Figuren, die für die Geschichte und Entwicklung der Geschwister wichtig sind, treten die Mutter der Mädchen, ihr Dienstmädchen Hannah, Laurie und sein Großvater sowie ganz am Ende noch Mr. March auf. Hiervon mochte ich besonders Laurie und seinen Großvater gerne, die sich der Familie March gegenüber sehr großzügig zeigen.
Schreibstil und Sprache:
Die (potenziell) komplizierte Sprachverwendung in einem Klassiker wie “Little Women” ist vermutlich häufig ein Grund, das Buch eher nicht zu lesen. Auch ich war anfangs skeptisch, tatsächlich auch wegen des Englischs. Ich war immer gut in Englisch, aber mein letzter Versuch, ein englisches Kinderbuch in Originalsprache zu lesen, ist eher gescheitert. “Mary Poppins” ist echt nicht Ohne gewesen. Bei “Little Women” hingegen hatte ich keine Probleme, der Geschichte zu folgen. Ich habe eigentlich alle Wörter verstanden und wenn nicht, dann hatte meine Ausgabe praktischerweise einen Anhang mit Vokabelerklärungen, die ich aber eigentlich nicht gebraucht habe. Anders war es mit den Anmerkungen, die politische Ereignisse oder andere Romane erklären, auf die innerhalb der Geschichte referiert wird. “Little Women” liest sich gut und Sprache wie Schreibstil sind sehr schön. Es gibt definitiv deutschsprachige Klassiker, die deutlich schwerer zu verstehen sind.
Fazit:
Louisa May Alcotts “Little Women” hat mir total gut gefallen. Die Geschichte war süß und unterhaltsam, die Figuren allesamt sehr liebenswürdig und großartig ausgearbeitet. Sie alle hatten irgendwie ihren eigenen Charakter und keine der Schwestern war wie die andere. Die tiefe Bindung zwischen den Schwestern in ein weiterer absoluter Pluspunkt. Sprache und Schreibstil sind für einen Klassiker überraschend gut zu verstehen und angenehm zu lesen. “Little Women” ist eine großartige Geschichte über Familie, Geschwisterliebe und ja, irgendwie auch Feminismus und kommt in meine Lieblingsbuchkategorie!

Habt ihr “Little Women” schon gelesen?
xoxo Ruth
