In meiner letzten Rezension habe ich bereits angekündigt, dass es bald die Besprechung zu “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” von Joël Dicker hier auf dem Blog geben wird. Ich habe aber auch geschrieben, dass mir die entsprechenden Fotos noch fehlen. Mittlerweile konnte ich aber zum Glück welche machen und daher gibt es heute die Rezension. Ich bin wirklich schon sehr gespannt, was ihr zu dem Buch sagt, denn mir hat es (SPOILER) sehr gut gefallen. Let’s go!
Infos zum Buch:
Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert I Autor: Joël Dicker I Verlag: Piper I Genre: Mystery/Krimi I Seiten: 736 I Ersterscheinung Deutschland: 13.08.2013 (Hardcover) I Preis: 12€ (Taschenbuch), 22,99€ (Hardcover) I ISBN: 978-3-492-30754-3 I Zum Buch
Darum geht’s:
Es ist der Aufmacher jeder Nachrichtensendung. Im Garten des hochangesehenen Schriftstellers Harry Quebert wurde eine Leiche entdeckt. Und in einer Ledertasche direkt daneben: das Originalmanuskript des Romans, mit dem er berühmt wurde. Als sich herausstellt, dass es sich bei der Leiche um die sterblichen Überreste der vor 33 Jahren verschollenen Nola handelt und Quebert auch noch zugibt, ein Verhältnis mit ihr gehabt zu haben, ist der Skandal perfekt. Quebert wird verhaftet und des Mordes angeklagt. Der einzige, der noch zu ihm hält, ist sein ehemaliger Schüler und Freund Marcus Goldman, inzwischen selbst ein erfolgreicher Schriftsteller. Überzeugt von der Unschuld seines Mentors – und auf der Suche nach einer Inspiration für seinen nächsten Roman – fährt Goldman nach Aurora und beginnt auf eigene Faust im Fall Nola zu ermitteln … (Klappentext)
“Das Buch war in aller Munde. Ich konnte in New York nicht mehr in Ruhe durch die Straßen schlendern oder durch den Central Park joggen, ohne dass Spaziergänger mich erkannten und ausriefen: „He, das ist Goldman! Der Schriftsteller!“ Manche hefteten sich mir sogar im Laufschritt an die Fersen, um mir die Fragen zu stellen, die sie so beschäftigten: „Was Sie da in Ihrem Buch schreiben, ist das wahr? Hat Harry Quebert das wirklich getan?“
Dicker, Joël: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert. München: Piper 2013/2016, S. 11.
Handlung:
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch. Es stand schon länger auf meiner Wishlist und ich habe es mir dann letztlich zu Weihnachten gewünscht. Geschenkt hat es mir meine Schwester und nachdem ich “A Good Girl’s Guide to Murder” beendet hatte, habe ich direkt mit “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” angefangen. Meine Erwartungen waren hoch, schließlich wurde das Buch sehr gehypet. Auf Goodreads haben alle, außer eine, meiner Freund*Innen dort das Buch mit 5 Sternen bewertet. Einige Bewertungen stammen dabei von Personen, die wirklich nicht jedem Buch die volle Sternebewertung geben. Ich war also sehr gespannt. Und wurde nicht enttäuscht.
“Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” ist ein intelligentes, ja fast schon geniales Buch, das seine*n Leser*Innen immer wieder mit Twists und Wendungen überrascht. Das Buch ist clever und hat mich absolut gefangen genommen. Ich war wirklich gefesselt von der Geschichte, habe in jeder freien Minute gelesen und jede einzelne davon genossen.

Erzählt werden im Grunde zwei Geschichten. Zunächst einmal die tragische Geschichte von Harry Quebert und Nola Kellergan in der Vergangenheit und dann natürlich noch die Klärung des Falls Nola Kellergan in der Gegenwart, in die der Protagonist Marcus Goldman eben auch irgendwie verwickelt ist. Schließich ist Quebert sein großes Vorbild und er kann nicht glauben, dass dieser ein unschuldiges Mädchen ermordet hat. Also beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Eingebunden ist die ganze Geschichte dann in den Schreibprozess eines Buchs. Es entsteht ein Buch in einem Buch und allein diese Idee ist schon ein genialer Schachzug.
Beim lesen habe ich die ganze Zeit mitgerätselt. Ich habe jeden Happen an Information gierig aufgenommen und versucht, das Puzzle zu lösen, aber es ist mir nicht gelungen. Die Auflösung hat mich kalt erwischt, ich hätte mit keinem der Plottwists zum Schluss des Romans gerechnet. Aber wirklich überhaupt nicht. Jegliche Ahnung, die ich hatte, hat sich als falsch erwiesen und den finalen Twist habe ich nicht kommen sehen. Joël Dicker hat hier wirklich einen absolut unvorhersehbaren Roman geschaffen.
Figuren:
Das Figurenrepertoire in “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” ist ziemlich groß. Die zentralen Figuren sind natürlich Marcus Goldman, der die meiste Zeit als Ich-Erzähler auftritt und Harry Quebert, in dessen Gedanken wir in Rückblenden ebenfalls ein wenig eintauchen können. Marcus Goldman ist ein junger, aufstrebender Autor, der, nachdem sein erstes Buch zu einem Beststeller geworden ist, eine Schreibblockade hat. Er weiß nicht, worüber er schreiben soll. Sein Agent und sein Verleger machen ihm dementsprechend Druck. Gerade am Anfang wird viel über Marcus Hintergrundstory erzählt. Man erfährt etwas aus seiner Jugend, seiner Zeit an der Uni und wie er dort schließlich Harry Quebert kennenlernte, der damals sein Literaturprofessor war. Als Leser*In ist man Marcus Gedanken in den meisten Teilen ziemlich ausgeliefert. Man denkt, was er denkt. Was Marcus übersieht, übersieht auch der Leser. So eine Lenkung habe ich schon lange nicht mehr in einem Buch erfahren und fand es sehr toll!
Dann haben wir Quebert selbst, der in der Welt des Romans der gefeiertste Autor der Gegenwart ist. Quebert war mir oft ein Rätsel, ich wusste nicht so Recht, wie ich ihn einschätzen sollte. Gehört er jetzt zu den Guten oder den Bösen? Ich bin ihm stets mit ein bisschen Misstrauen begegnet, was aber wahrscheinlich auch so gewollt war. In den Rückblenden konnte ich als Leserin ab und zu in seine Gedanken eintauchen. In den Rückblenden gibt es jedoch einen auktorialen Erzähler, wodurch die Innensicht auch sehr schnell zu anderen Figuren gewechselt ist.
Zu den weiteren wichtigen Figuren gehören natürlich auch die Bewohner des Städtchen Aurora, die sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit auftauchen. Alle sind gut ausgearbeitete plastische Figuren mit eigenen Geschichten, die aber gleichzeitig sehr geschickt in die Hauptgeschichte eingewebt wurden. In der Vergangenheit kann man den Figuren auch selbst in den Kopf gucken, in der Gegenwart geht das nicht. Außerdem gibt es noch andere wichtige Figuren, die ich aber jetzt nicht alle einzeln besprechen kann. Aber eins kann ich euch sagen: Traut in Aurora niemandem!
Für immer wieder humorvolle Auflockerungen sorgen übrigens die Eltern von Marcus, oder vielmehr seine Mutter. Sie tritt nie aktiv als Figur auf, sondern begegnet uns nur über Telefonate mit ihrem Sohn. Sie missversteht eigentlich jede seiner Aussagen und biegt sie so, wie sie sie haben will. Das hat für einige Lacher meinerseits gesorgt.
Schreibstil:
Joël Dicker hat ein unbestreitbares Schreibtalent. Alle Worte wirken geschickt und durchdacht gewählt und so, als sei nichts dem Zufall überlassen worden. Ich würde die Sprachverwendung grundsätzlich als eher anspruchsvoll beschreiben, aber dennoch kann man den Stil gut lesen. Ich bin durch die Seiten geflogen, kam sehr gut mit Schreib- und Erzählstil zurecht. Der Schreibstil hat mich, gemeinsam mit der Handlung, in die Geschichte gesogen. Der Einstieg kann etwas schwer fallen, da sich der Schreibstil hier doch sehr von New Adult Schreibstilen unterscheidet, aber das hat sich nach ein paar Seiten wieder und man hat sich an alles gewöhnt.
Fazit:
Ich habe 2021 mit einem Jahreshighlight begonnen. Denn nichts anderes ist Joël Dickers “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” für mich. Die Geschichte ist wahnsinnig vielschichtig, sehr spannend und unvorhersehbar. Die Figuren sind plastisch und authentisch und der Schreibstil gigantisch. Ich liebe dieses Buch und hoffe, dass so viele von euch wie irgendwie möglich auch in den Genuss dieses Romans kommen. Er ist anders als New Adult-Romane oder YA-Geschichten, aber er ist absolut genial. Von mir gibt es fünf Sterne und das Buch gehört ab sofort zu meinen absoluten Lieblingsbüchern!
Habt ihr “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” schon gelesen?
xoxo Ruth
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