Ich habe manchmal das Gefühl, dass man sich mehr für eine negative Rezension rechtfertigen muss, wenn das Buch sehr beliebt bzw. gehypet ist, als wenn es sich um ein etwas unbekannteres Buch handelt. In der Buchbubble gibt es ja generell leider einige Menschen, die mit negativen Rezensionen und Bewertungen überhaupt nicht umgehen können. Da meine ich jetzt nicht unbedingt die Autor*Innen, sondern oft sind es Leser*Innen, die keine Kritik an ihrem Lieblingsbuch lesen wollen. Wie ich zu dieser Einstellung stehe, ist vielen von euch sicherlich schon bewusst, ich plane dennoch, wenn es Zeit und Motivation erlauben, darüber demnächst auch noch einmal einen ausführlicheren Post zu veröffentlichen.
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Thema dieses Beitrags: der Rezension zu “Bad At Love” der französischen Autorin Morgane Moncomble. Dieses Buch ist im deutschsprachigen Bookstagram sehr beliebt und auch die Durchschnittsbewertung auf Goodreads ist phänomenal gut. Die Geschichte wird ordentlich gehypet und ich lese und höre selten von kritischen Stimmen. Dem Anfang dieses Beitrags könnt ihr nun aber sicherlich entnehmen, dass meine Rezension sich vermutlich nicht in die Reihe des überschwänglichen Lobs einreihen wird. Aber beginnen wir von vorne:
Infos zum Buch:
Titel: Bad At Love I Autorin: Morgane Moncomble I Verlag: LYX I Genre: New Adult Romance I Seiten: 461 I Ersterscheinung Deutschland: 30.09.2020 I Preis: 12,90€ (Paperback) I ISBN: 978-3-7363-1299-9 I Zum Buch
Darum geht’s:
Was, wenn unsere Liebe mein Untergang ist?Als Azalées Mutter stirbt, bleibt ihr nichts anderes übrig: Sie muss nach vier Jahren zum ersten Mal in ihre Heimatstadt zurückkehren. Augenblicklich holen sie dort die schrecklichen Erinnerungen an ihre Vergangenheit ein. Doch nicht nur das: Azalée lernt auch ihren neuen Nachbarn Eden kennen. Er ist sexy und geheimnisvoll, und auch wenn sie sich geschworen hat, niemals Gefühle für einen Mann zu entwickeln, berührt er sie auf eine Weise, die ihre Welt mit jedem Tag ein bisschen mehr ins Wanken bringt … (Klappentext)
“Mein Flugzeug geht in anderthalb Stunden. Ich muss noch: 1. meinen Koffer packen, 2. ein Aspirin einnehmen und 3. ganz New York City durchqueren, um rechtzeitig zum Flughaben zu kommen. Aber ich liege immer noch komplett angezogen im Bett und verfluche diesen unglückseligen Abend.”
Moncomble, Morgane: Bad At Love. Köln: Bastei Lübbe AG 2020, S. 15f.
Inhalt:
Zunächst einmal möchte ich damit beginnen, zu erwähnen, dass der Geschichte eine TRIGGERWARNUNG vorausgeht. Auch wenn ich Triggerwarnungen grundsätzlich differenziert und manchmal sogar etwas kritisch sehe, so halte ich sie in diesem Fall dennoch für angemessen und denke auch, dass ich sie in meiner Rezension erwähnen sollte: Wenn ihr mit Themen wie Vergewaltigung, häusliche Gewalt und Suizid Probleme habt, dann solltet ihr weder meine Rezension, noch das Buch “Bad At Love” lesen. Wenn ihr dies dennoch unbedingt möchtet, dann tut dies nicht alleine und sprecht mit jemandem über die Thematiken.
Mit der Triggerwarnung geht natürlich auch eine Art Spoiler daher, der für meine Rezension und besonders die Begründung meiner persönlichen Meinung aber generell wichtig gewesen wäre. “Bad At Love” behandelt hauptsächlich das Thema Vergewaltigung und streift dabei auch andere sensible Themen wir Suizid und häusliche Gewalt. Das ist natürlich zunächst einmal schwere Kost. Ich habe aber eigentlich nicht so ein Problem mit solchen Themen, da es für mich persönlich keinen Trigger darstellt und ich, zum Glück, keinerlei persönliche Erfahrungen mit diesen Thematiken habe. Daher kann ich natürlich schwer etwas dazu sagen, ob Opfer- und Täterdarstellungen in “Bad At Love” realistisch oder authentisch sind. Ich kann nur etwas dazu sagen, wie die Umsetzung auf mich gewirkt hat.
Mich konnten die Ausführungen in “Bad At Love” leider nicht berühren. Ich weiß zwar, dass der Protagonistin Azalée furchtbare Dinge widerfahren sind, die ich keinem Menschen dieser Welt wünsche, jedoch konnte ich dennoch kaum Zugang zu ihr finden. Es gab natürlich Momente, in denen ich ihr Leid und ihren Schmerz gespürt habe und in denen die nötige Eindringlichkeit da war, aber für die meiste Zeit war das nicht so. Wie sooft bei New Adult, ist es auch hier nicht gelungen, ein anderes Thema als die Entwicklung der Liebesgeschichte in den Fokus zu stellen. Ich weiß inzwischen, dass New Adult keine Genrebezeichnung, sondern nur eine Zielgruppenbeschreibung ist. Daher finde ich es fast schon doppelt so schade, dass auch in den Versuchen doch nicht genug Raum für andere Themen gegeben wird. Ich hätte mir eine stärkere Fokussierung auf die sensiblen Themen gewünscht, aber leider ist das nicht so recht geglückt. In meinen Augen jedenfalls nicht. Es ist irgendwie doch nur eine Liebesgeschichte mit Protagonisten, die Probleme haben. Ja, ich sehe hier eine Bewegung in die richtige Richtung, aber was das angeht ist “Bad At Love” leider nicht das, was ich erwartet oder erhofft hatte.

Es passiert nichts großartiges spannendes in diesem Roman. Die Figuren und ihre Geschichten werden vorgestellt und erzählt, man erlebt Alltagsmomente und ab und zu passiert etwas, das den Spannungsbogen nach oben treiben soll, was aber nicht gelingt. Es gibt keinen wirklichen Konflikt, der sich in der Geschichte zwischen den Protagonist*Innen entwickelt und wenn, dann sind die Probleme schnell gelöst. Natürlich stellt Azalées Vergangenheit einen wichtigen Teil der Handlung dar, aber die Konflikte, die sich daraus ergeben, waren vorhersehbar und nicht wirklich überraschend. Leider fand ich das Buch insgesamt ziemlich langweilig. Es gab nur sehr wenige Stellen, in denen ich in der Geschichte “gefangen” war oder in denen ich unbedingt weiter lesen oder hören wollte. Ich habe das Buch zu Beginn als Hörbuch gehört, wo meine Erwartungen immer etwas niedriger sind und ich mich tatsächlich nicht so schnell langweile, aber das war bei “Bad At Love” leider dennoch der Fall.
Es gibt in der Geschichte immer wieder feministische Gedanken und Aussagen, die aber oft irgendwie doch nur Plattitüden sind. Aussagen werden den Figuren in den Mund gelegt, damit sie eine an sich ja gar nicht schlechte Idee vermitteln, aber leider hatte ich nicht das Gefühl, dass die Figuren ihre Aussagen diesbezüglich auch mit ihren Handlungen spiegeln. Azalée wirkt oft wie ein missglücktes Musterbeispiel aus einem Buch “Wie schreibe ich eine feministische Romanfigur?”. Die diesbezüglich einzige Aussage bildet “Dear Patriarchy” – das ist Azalées Podcast, aus dem zu Beginn der Kapitel oft Ausschnitte zu lesen sind, die mir auch wirklich gefallen haben. Hier habe ich das Gefühl, dass hinter den Aussagen auch wirklich etwas steckt – leider lässt sich das nicht auf Azalées sonstiges Verhalten übertragen.
Figuren:
Ich habe ja bereits einiges zu Azalées gesagt, möchte das aber noch durch ein paar Wort ergänzen. Zunächst einmal weiß ich natürlich nicht, was eine Vergewaltigung mit einem (echten) Menschen macht und inwiefern sich Charakter und Einstellung ändern. Azalée ist jedoch eine Romanfigur und daher kann ich über sie etwas härter urteilen, als ich es jemals über einen tatsächlichen Menschen tun würde. Ich konnte keine Verbindung zu Azalée aufbauen. Ihre Geschichte hat mich ehrlicherweise nicht berührt. Und das liegt nicht an mir, sondern daran, dass Azalée furchtbar langweilig und unsympathisch ist. Ich empfinde sie als nicht gelungen konzipiert. Sie ist mir, trotz ihrer tragischen Geschichte, nicht individuell genug. Ihre Stimme nicht laut genug, nicht eindringlich genug. Ich konnte keine Verbindung zu ihr aufbauen, sie war mir leider ziemlich egal. Und das tut mir furchtbar leid.
Eden mochte ich leider auch nicht wirklich. Er ist mir zu konstruiert, auch wenn er nicht perfekt sein soll. Als Love Interest fand ich ihn ziemlich langweilig und sein Verhalten war mir oft zu geschönt, zu perfekt. Ich bin mit ihm noch weniger warm geworden als mit Azalée und genau wie so viele andere männlichen Protagonisten in New Adult-Romanen war er mir zu sexualisiert bzw. zu sehr auf Sex fokussiert. Wenn das irgendwie Sinn ergibt, haha.
Zu den anderen Figuren kann ich nicht viel sagen. Und das aus dem einfachen Grund, dass ich das meiste über sie schon wieder vergessen habe. Ich mochte Alec, weil er als einziger der Freundesgruppe ganz interessant und individuell war. Zum Rest kann ich leider wirklich nicht mehr sagen.
Schreibstil:
“Bad At Love” war nicht mein erstes Buch von Morgane Moncomble, sondern mein drittes. Und ich muss leider sagen, dass ich den Schreibstil von mal zu mal schlechter fand. In “Never Too Close” hat sie noch humorvoll und einfach schön geschrieben, jetzt war ihr Schreibstil irgendwie abgehackt. Es gab teilweise seltsame Sprünge, die ich nicht nachvollziehen konnte und allgemein war der Stil auch nicht sonderlich fesselnd.
Fazit:
Oh je, wie fasse ich das alles zusammen, dass ich bisher geschrieben habe? Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, mich beim Schreiben von dem leiten zu lassen, was ich auch wirklich gerade in diesem Moment von dem Buch denke. Ich schreibe meine Rezensionen nicht mehr direkt, nachdem ich das Buch beendet habe, sondern gebe mir ein bisschen mehr Zeit. Dadurch gebe ich manchen Büchern die Chance, doch besser bewertet zu werden, weil sie mir (positiv) im Gedächtnis geblieben bleiben und außerdem lasse ich mich nicht so sehr von spontanen Gedanken lenken, die oft entstehen, wenn das Ende eines Buchs besser war als der Anfang und die Mitte. Jedenfalls habe ich “Bad At Love” ursprünglich mit drei Sternen bewertet. Und das würde ich jetzt auch eigentlich noch gerne, weil ich die Autorin mag und ich einem New Adult-Buch, das sichtlich versucht hat, sich von anderen abzuheben und tiefer zu gehen, nicht per se schlecht bewerten will, nur weil es meinem persönlichen Geschmack nicht so getroffen hat. Aber ich fand “Bad At Love” leider wirklich nicht gut. Aus handwerklicher Sicht nicht (mittelmäßiger Schreibstil, uninteressante zu konstruierte Figuren, wenig Spannungsaufbau) und auch nicht aus persönlicher Sicht. “Bad At Love” wollte in meinen Augen zu viel. Es wollte ein Buch sein, das anders ist. Ein Buch, das über ernste Themen spricht. Aber die Umsetzung in diesem Fall hat mich persönlich nicht gecatcht. Ziele und Intentionen waren mir zu offensichtlich. Wie gesagt, ich bewerte alles aus der Sicht einer Person, die, zum Glück, mit keinem der potenziellen Trigger in diesem Buch in Berührung gekommen ist. Wer das anders, würde ich manche Dinge bestimmt anders bewerten. Aber so ist es nun einmal nicht und so kann ich leider nur sagen, dass ich “Bad At Love” nicht mochte, ich den Hype nicht nachvollziehen kann und ich um ehrlich zu sein ziemlich enttäuscht bin. Ich persönlich kann das Buch also nicht weiterempfehlen, aber wenn euch das Buch gefallen hat, dann ist das genauso okay! Zu Büchern darf man Meinungen haben und die darf man auch äußern!
Habt ihr “Bad At Love” schon gelesen?
xoxo Ruth
Das hört sich voll gut an muss ich auch mal lesen!😍
Dann hoffe ich mal, dass es dir besser gefällt als mir :)