REZENSION: Daisy Jones & The Six von Taylor Jenkins Reid

Letztes Jahr habe ich „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“ gelesen und absolut geliebt (Zur Rezension). Die Autorin konnte mich mit diesem Buch so von sich überzeugen, dass auch direkt zwei andere ihrer Bücher auf meine Wunschliste und nach Weihnachten schließlich auch in mein Bücherregal gewandert: „Malibu Rising“ und „Daisy Jones & The Six“ – letzteres habe ich inzwischen gelesen. Ob und wie es mir gefallen hat, verrate ich euch in der heutigen Rezension. Viel Spaß!

Infos zum Buch:

Titel: Daisy Jones & The Six I Autorin: Taylor Jenkins Reid I Verlag: Arrow (Imprint von Randomhouse UK) I Genre: Historical Fiction I Seiten: 432 I Erscheinungsdatum: 2020 (diese Ausgabe) I ISBN: 978-1-78746-214-4 I Zum Buch

Darum geht’s:

Everybody knows Daisy Jones and the Six. From the moment Daisy walked barefoot on to the stage at the Whisky, she and the band were a sensation. Their sound defined an era. Their albums were on every turntable. They sold out arenas from coast to coast. This is the story of their incredible rise: the desire, the rivalry – and the music. Then, on 12 July 1979, Daisy Jones and the Six split up. Nobody knew why. Until now… (englischer Klappentext)

Daisy Jones, jung, schön, von ihren Eltern vernachlässigt, hat eine klare Stimme und einen starken Willen: Sie möchte mit ihren eigenen Songs auf der Bühne stehen. Als sie zum ersten Mal gemeinsam mit THE SIX auftritt, ist das Publikum elektrisiert von ihr und Billy, dem Leadsänger der Band. Die beiden zusammen sind nicht nur auf der Bühne explosiv und führen die Band zu ihrem größten Erfolg, auch Backstage sprühen die Funken …  (deutscher Klappentext)

„Daisy Jones was born 1951 und grew up in the Hollywood Hills of Los Angeles, California.“

Jenkins Reid, Taylor: Daisy Jones & the Six.

Handlung:

„Daisy Jones & the Six“ erzählt die Geschichte der fiktiven Rockband „The Six“ und deren Sängerin Daisy Jones, die allerdings nicht von Anfang an Teil der Band ist. Das Besondere ist hierbei, dass es sich nicht um eine klassische Erzählung handelt. Stattdessen ist das Buch angelegt wie das Transkript einer Musikdokumentation. Die Mitglieder der Band, ihre Freunde und Partner*innen, Journalist*innen und andere Menschen, die in Kontakt zu „The Six“ oder Daisy Jones standen kommen hierbei zu Wort. Dadurch wird die gleiche Situation oft aus ganz vielen verschiedenen Perspektiven geschildert, die sich teilweise auch voneinander unterscheiden. Die gleiche Situation wird schließlich im echten Leben nicht immer von allen Beteiligten gleich wahrgenommen oder bewertet. Dadurch wird die Geschichte unglaublich vielseitig, plastisch und echt. Die einzelnen Figuren erzählen dazu auch noch unglaublich bildhaft, sodass man wirklich das Gefühl bekommt, eine Musikdokumentation zu schauen.

Zu Beginn hatte ich zunächst noch Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, aber irgendwann kam der Punkt, an dem es mir die Geschichte und die Band dann doch so richtig angetan hat. Behandelt werden teilweise sehr ernste Themen und neben dem Leben im Musikbusiness stehen vor allem Drogenkonsum und -missbrauch oft im Mittelpunkt der Handlung. Ich habe das alles als sehr authentisch und realitätsnah empfunden und teilweise sogar vergessen, dass „The Six“ eine ausgedachte und keine real existierende Band ist.

Den Handlungsverlauf und die Twists finde ich logisch und oft überraschend. Ich habe viel gefühlt, während ich das Buch gelesen habe. Manchmal war das Freude, manchmal war das Trauer und manchmal beides gleichzeitig. Es ist inzwischen über eine Woche her, dass ich das Buch beendet habe, aber richtig abgeschlossen habe ich noch nicht. Gerade die letzten 100 Seiten regen zum Nachdenken an und konfrontieren den/die Leser*in mit Fragen, auf die man erst ein Antwort finden muss. Aber ich mag sowas sehr gerne!

Figuren:

Die zentralsten Figuren für die Geschichte sind Daisy Jones und Billy Dunne. Beide auf den ersten Blick sehr unterschiedlich, aber irgendwie doch aus dem gleichen Holz geschnitzt. Die in vielerlei Hinsicht Beziehung zwischen den beiden sehr talentierten Musikern steht im Vordergrund und bildet das Herzstück der Geschichte. Es ist in vielerlei Hinsicht eine ungewöhnliche Geschichte, aber mit einer tollen Dynamik zwischen den Figuren. Das, was sie für einander empfinden, und das sind im Verlaufe der Handlung ganz unterschiedliche Gefühle, wird stets authentisch vermittelt. Ich als Leserin konnte mich extrem gut in die beiden Figuren Eindenken und so nachvollziehen, warum sie sich so verhalten wie sie sich verhalten. Das hat oft nicht unbedingt dem entsprochen, wie ich mich verhalten oder entschieden hätte, aber gute Figuren schaffen es trotzdem, nachvollziehbar und verständlich zu erscheinen. Und das waren Daisy und Billy sehr oft.

Durch die Dialogartige Erzählform und die vielen Einzelperspektiven konnte man recht gut das komplexe Beziehungsgefüge zwischen den Bandmitglieder und sonstigen Figuren nachempfinden. Auch die Reaktionen der anderen auf bestimmte Handlungen oder Entscheidungen einer Person waren so immer gut verständlich, was der Geschichte zu noch mehr Plastizität verholfen hat. Der Filmcharakter des Buchs wurde so auch noch einmal verstärkt.

Ich mochte auch, dass durch die vielen Figuren noch kleine Nebenhandlungsstränge erzählt wurden. Natürlich sind Daisy und Billy die Protagonisten, aber man konnte auch viel über die anderen Figuren erfahren. Da hat mir besonders die Geschichte von Karen und Graham, Billys jüngerem Bruder, gut gefallen. Ich mochte sehr, wie ihre Geschichte neben der Haupthandlung hergelaufen ist und ich habe mich immer gefreut, wenn ich wieder mehr über die beiden erfahren habe.

Schreibstil:

In „Daisy Jones & The Six“ gibt es keine klassische Erzählinstanz. Es gibt daher auch kaum beschreibende Szenen oder Szenen von „außen“. Alles ist immer an die Erfahrung der gerade erzählenden Figur gebunden. Wahrnehmungen sind dadurch anders, aber natürlich ist auch der Schreibstil von Figur zu Figur unterschiedlich. Der Schreibstil hat, in meinen Augen, jeder Figur, sei sie noch so unbedeutend, eine eigene Stimme gegeben. Alle Stimmen hatten hohen Wiedererkennungswert. Billy hat anders gesprochen als Daisy, die wiederum anders erzählt hat als Warren. Somit hat der Schreibstil auch noch einmal dazu beigetragen, dass die Figuren irgendwie echt gewirkt haben. Zumal das, was sie gesagt haben, auch immer sehr nach echten Menschen klang, die über ihr Leben erzählen. So ist der Schreibstil vielleicht nicht poetisch oder besonders Reich an Metaphern und rhetorischen Bildern, aber dafür ist er ungemein plastisch und passt perfekt zur Geschichte!

Fazit:

„Daisy Jones & The Six“ ist ein unglaublicher Roman über eine fiktive Rockband und ihr Weg zum Ruhm. Aspekte dessen werden dabei so authentisch und vielseitig dargestellt, dass man schnell vergisst, dass es sich wirklich nur um eine ausgedachte Band handelt. Die einzelnen Figuren wirken unglaublich real und haben, dank des fantastischen Schreibstils, alle eine eigene Stimme. Beziehungsgefüge werden in aller Komplexität dargestellt, wobei besonders das Verhältnis zwischen Daisy und Billy hervorsticht. Die letzten 100 Seiten regen zusätzlich noch einmal stark zum Nachdenken an. Ingesamt habe ich nichts zu meckern und direkt zu Beginn von 2022 schon ein Jahreshighlight gelesen! Sehr verdiente 5 Sterne!

Bewertung: 5 von 5.

Habt ihr „Daisy Jones & The Six“ schon gelesen?

xoxo Ruth

Daisy Jones & The Six von Taylor Jenkins Reid

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