Seit über einem Monat bin ich nun schon wieder in Deutschland. Mein Praktikum ist seit fast zwei Monaten vorbei und inzwischen unterrichtet eine andere Deutsche “meinen” Kurs an der University of Utah. Die Zeit ist gerannt – es gibt keinen anderen Ausdruck dafür und heute kommt endlich mein fünftes und damit letztes USA-Update. Ursprünglich wollte ich den Beitrag bereits kurz nach meiner Rückkehr nach Deutschland hochladen, die ersten Zeilen habe ich noch in Salt Lake City getippt, aber dann wusste ich irgendwie nicht, was ich schreiben sollte. Meine Gefühle und Gedanken mussten erst einmal sortiert werden. Inzwischen ist alles geordnet und ich kann diesen Beitrag schreiben. Viel Spaß also mit USA Update #5, in dem es um den dritten (und vierten) Monat geht sowie ein Fazit meines Auslandsaufenthalts gezogen wird.
Heimweh im Auslandsaufenthalt
Beginnen möchte ich mit einem Thema, das vielleicht nicht ganz so viel Spaß macht, aber dennoch wichtig ist: Heimweh. Circa Mitte November hat mich das Heimweh gepackt. Das war ein super seltsames Gefühl, das ich so noch gar nicht kannte. Ich habe meine Familie, meine Freunde und mein Leben in Deutschland erstmals aktiv vermisst. Das hatte viel damit zu tun, dass die Dinge im November auch einfach nicht mehr so aufregend waren wie noch im September oder im Oktober. Ich habe dort einen Alltag entwickelt und mit Alltag kommt nun einmal auch Langeweile auf. Und die Langeweile konnte ich nicht so bekämpfen, wie ich es in Deutschland vielleicht getan hätte. Ihr wisst, ich bin unglaublich gerne kreativ und brauche das als Ventil, aber kreatives Arbeiten im Sinne von Basteln und Gestalten ging dort nicht. Mir hat es auch schlicht und einfach an Material gefehlt. Lesen ging auch nicht mehr so gut, da ich die Bücher, die lesen wollte nicht da hatte. Dieses ganze Vermissen von Dingen und Menschen hat zu Heimweh geführt. Gleichzeitig habe ich Probleme mit dem Magen bekommen (die sind immer noch nicht behoben und ich muss im April zur Magenspiegelung), was das Heimweh noch weiter verstärkt hat. Ich war in einer Negativspirale und nur sehr viel Ablenkung hat mir geholfen. Es ist dann auch besser geworden und ich habe das Heimweh überwunden, aber für ca. zwei Wochen ging es mir echt nicht gut.
Reisen: Las Vegas, Bryce Canyon und New York
Anfang November ging es nach Las Vegas. Das war unglaublich aufregend. In meinem Travel Guide habe ich bereits genaueres dazu geschrieben, aber möchte es hier noch einmal wiederholen: Las Vegas ist eine Stadt, die man mit Worten nur schwer beschreiben kann. Man muss sie erleben. Vegas ist anders als alle anderen Städte, die ich bis dato besucht hatte. Sie wirkt ein bisschen wie eine Plastikstadt, alles ist gekünstelt, alles irgendwie fake. Es gibt dort eigentlich zu viel Glitzer, aber dennoch ist Las Vegas sehr beeindruckend und gehört zu den Orten, die jeder einmal in seinem Leben besucht haben sollte.
Knapp eine Woche nach Vegas ging es für uns noch zum Bryce Canyon, meinem dritten amerikanischen Nationalpark (ich war ja bereits im Yellowstone National Park und im Grand Teton National Park). Auch der Bryce Canyon hat mir ziemlich gut gefallen. Die Felsformationen waren unglaublich faszinierend und haben mich sehr an eine Geschichte erinnert, die ich als Kind gerne gelesen habe: “Anne im Tal der tausend Tropfen” von Katrin Engelking. Mit Yellowstone kann man den Bryce Canyon nicht vergleichen, dafür ist er auch einfach viel zu klein, aber sehenswert ist er allemal! Solltet ihr einmal in der Gegend sein, kann ich euch nur empfehlen, ihn zu besuchen und dann eventuell noch mit einem der anderen Nationalparks im Süden Utahs (z.B. Zion) zu verbinden.
In Salt Lake City haben wir außerdem endlich noch die Gelegenheit gehabt, nach Park City (das größte Skigebiet der USA) sowie zum Großen Salzsee zu fahren. Park City ist eine typische amerikanische Kleinstadt, ungefähr so, wie sie auch in diversen Serien dargestellt werden. Der Salzsee ist ganz nett, allerdings eigentlich ziemlich unspektakulär. In unserer allerletzten Woche haben wir es dann auch endlich geschafft, die “East High” zu besuchen. Das ist die Schule, an der die Disney-Filme “High School Musical” gedreht wurden. Ich für meinen Teil mochte die Filme als Kind sehr gerne, weswegen es für mich ein Muss war, die Schule zu besuchen. Letztlich ist es einfach nur eine Schule, in der ganz normaler Unterricht stattfindet, aber cool ist es trotzdem irgendwie. Am letzten Tag durften wir Salt Lake City dann auch noch im Schnee erleben – das war schön!
Die letzte Reise ging dann noch nach New York und was soll ich sagen: ich bin verliebt. New York war alles, was ich mir immer erträumt habe und noch viel mehr. All die Lieder, all die Filme, all die Bücher, die von New York schwärmen, sie alle haben recht. Diese Stadt ist einfach unbeschreiblich und hat sich nochmal als echtes Highlight meines Auslandsaufenthalts entpuppt!




Thanksgiving und Black Friday
Im November habe ich dann auch mein erstes amerikanisches Thanksgiving und meinen ersten amerikanischen Black Friday erlebt. Beides ist typisch amerikanisch und ich war unglaublich gespannt, wie die beiden Tage werden würden. An Thanksgiving wurden wir von einem der Deutschprofessoren an der Fakultät eingeladen. Bei ihm und seiner Familie gab es ein typisches amerikanisches Thanksgiving-Dinner mit Truthahn, Süßkartoffeln, Rosenkohl und Cranberry Sauce. Amerikanisches Essen ist eigentlich nicht so gut, aber dieses Dinner war wirklich fantastisch. Alles hat wahnsinnig gut geschmeckt und es hat war schön, bei so einer amerikanischen Tradition dabei sein zu können. Am nächsten Tag stand dann der Black Friday an. Wir sind relativ früh aufgestanden und mit dem Bus in unsere liebste Shopping Mall gefahren. Anfangs war es noch recht leer, aber kaum zwei Stunden nach unserer Ankunft wurde es dann so richtig voll. Das hat man besonders an den Schlangen vor den Kassen gemerkt. Im Victoria’s Secret wurde die Warteschlange einmal durch den kompletten Laden gelenkt, die Wartezeit betrug in etwa eine halbe Stunde. Interessant war auch zu beobachten, dass viele der Amerikaner*innen die Kleidung gar nicht anprobiert haben, sondern sich stattdessen direkt an der Kasse angestellt haben. Auch waren sie gekleidet, als wären sie gerade direkt aus dem Bett gefallen und nicht zum shoppen unterwegs. Aber naja, modisch sind viele in den USA sowieso eher etwas faul unterwegs.
Die Rückkehr nach Deutschland
Am 17. Dezember 2021 war es dann soweit, es ging zurück nach Deutschland. Von Newark nach Frankfurt am Main, wo wir am 18. Dezember gelandet sind. Trotz des Heimwehs war ich dann doch traurig, dass es zurückging. Mein großes Abenteuer war zu seinem Ende gekommen. Das Wiedersehen mit meiner Familie war unglaublich schön und ich war sehr froh und dankbar, endlich wieder alle in meine Arme schließen zu können. Am 18. hat mein Opa außerdem seinen 80. Geburtstag gefeiert, ich bin quasi direkt vom Flughafen auf den Geburtstag gefahren. Das war zwar anstrengend, aber so konnte ich dem Jetlag immerhin entgegen wirken und war gezwungen, den ganzen Tag über wach zu bleiben. Um circa halb 9 abends bin ich dann aber todmüde ins Bett gefallen. Ingesamt hatte ich nicht wirklich mit Jet Lag zu kämpfen. In der ersten Nacht bin ich aufgewacht und war für 1,5h wach, dann bin ich aber auch wieder eingeschlafen und war dann ziemlich schnell wieder im deutschen Rhythmus.
Ich habe aber wohl meine Zeit gebraucht, um mich wieder einzugewöhnen. Am Anfang habe ich noch ständig “Sorry” mit starker englischer Aussprache gesagt, wenn ich in der Stadt an jemandem vorbei wollte und wenn ich in der Bib sitze, erwische ich mich manchmal immer noch dabei, wie ich überrascht bin, dass alle um mich herum deutsch sprechen. Ich zwar “nur” 3,5 Monate weg, aber mindestens 3 Monate vor dem Praktikum war ich in Gedanken auch schon nur noch damit beschäftigt. Den letzten Sommer habe ich mich quasi nur um die Organisation meines Auslandsaufenthalts gekümmert und stand dauerhaft unter Strom. Insgesamt war ich also doch irgendwie ein halbes Jahr mit dem ganzen USA-Thema beschäftigt und dass das jetzt nicht mehr so ist – daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Ich musste mich neu sortieren, wieder in meinen Alltag hier zurückfinden und brauchte Zeit, um alles zu verarbeiten. Jetzt habe ich das allerdings geschafft und kann ein Fazit zu meinem Auslandsaufenthalt ziehen:
Über drei Monate in den USA zu leben war das mutigste, das ich in meinem ganzen Leben getan habe und ich bin unglaublich stolz auf mich, dass ich mich getraut habe. In diesen 3,5 Monaten bin ich oft über mich hinausgewachsen, habe unglaublich viel gelernt, gesehen und erlebt. Ich hatte Zeit, mit Dingen abzuschließen, die mich in Deutschland belastet haben und war besonders in den ersten beiden Monaten sorglos und sehr glücklich. Das Heimweh war zwar doof, aber hat mich auch stärker gemacht. Ich würde dieses Praktikum jederzeit wieder machen, da es mich persönlich, aber auch beruflich sehr weitergebracht habe. Ich habe jetzt eine ganze Menge an Unterrichtserfahrung sammeln können, sodass ich im Praxissemester hoffentlich nicht komplett verloren bin. Ich kann euch nur von ganzem Herzen empfehlen, ins Ausland zu gehen. Die Erfahrung kann euch niemand nehmen und die Erinnerungen bleiben für immer bei euch. Auch wenn ich nicht dauerhaft in den USA leben möchte und es auch viele Dinge gibt, die mich gestört haben oder mich stören würden, wenn ich dauerhaft dort leben würde, werde ich für immer eine besondere Verbindung zu den USA, zu Utah und zu Salt Lake City haben. Ich bin jeden Tag froh, dass ich dort war und zähle die 3,5 Monate, die ich in Amerika gelebt habe, zu den besten meines Lebens. Danke USA, danke Utah, danke Salt Lake City!
Könnt ihr euch vorstellen einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren?
xoxo Ruth